Vanita’s peruanische Apfel-Exekution

Schweißgebadet erwacht Vanita aus ihren wüsten Gedankenkonstrukt.

Gluck, gluck. Hämmernde Kopfschmerzen begleiten ihren ersten Augenaufschlag. Dunkelheit begrüßt bei ihrer ersten Rundschau. Ihr steifer Hals erschwert ihr das Neigen und Drehen ihres, bis zum Bersten gespannten, Kopfes. Nur ein wenig mehr Druck und er würde explodieren, denkt sie sich. Dumpfer Schmerz durchblutet ihren ganzen Körper. Was ist geschehen? Sie kann sich nicht erinnern.

Gluck, gluck. Sie muss sich erinnern. Schutzmechanismen blockieren ihre Denkströme und vernebeln ihre Sinne. Ihre tauben Finger versuchen die dunkle Umgebung zu ertasten. Staubiger Boden, kleine Staubpartikel graben sich in die Fingerkuppenhaut. Bei dem Versuch die Hände zu bewegen, fühlt sie den rauen Druck eines eng zugeschnürten Taus um ihre geschundenen Handgelenke. Zusammengefasst von einem angewärmten Metallrohr. Nach kurzer Überlegung, soweit es ihre Gedankenfetzen es zulassen, spürt sie die aufgewärmte Kälte des Metall auch auf ihrem Rücken. Glied um Glied ist angespannt.

Gluck, gluck. Der Versuch sich von den Fesseln zu lösen offenbart ihr gedanklich die missliche Lage, dass sie an einer Heizung gefesselt sein muss. Durch die vorherrschende Dunkelheit sind ihre übrigen Sinne tüchtiger als üblich. Sie erlangt langsam die Kontrolle ihrer Wahrnehmung zurück. Als Vanita mit ihrer Zunge über ihre rissigen Lippen fährt, verspürt sie einen süßen Geschmack auf der Zunge. Sie ist irgendwie pelzig. Ihr Geruchssinn verrät ihr, dass sie sich in einer maroden Räumlichkeit befinden muss. Es stinkt beißend.

Gluck, gluck. Plötzlich knallt ein gleißendes Licht. Vanita schließt blitzartig ihre Augen. Sie scheinen geradezu zu verbrennen. Was ist das? Sie wagt sich kaum ihre Augen zu öffnen. Zu stark flammt der glühende Schein. Die Luft brennt. Sie schmeckt nach Zimt, die Luft. Nach Zimt und Staubpartikeln. Das Unheil nimmt seinen Lauf und wird von einer leisen Melodie begleitet. Die Melodie ringt immer mehr um Präsenz und wird lauter. Es klingt vertraut. Aber es ist keine erwünschte Vertrautheit, weiß Vanita. Ihre Ohren wollen davon laufen.

Gluck, gluck. Die Melodie donnert in ihrem Kopf. Sie bringt alles durcheinander. Sie möchte schreien, doch ein dicker Kloß aus Brei verstopft ihre Kehle. Peruanische Panflöten Musik, erinnert sich Vanita schmerzhaft. Dieses schrille Schreien der Flöten zerberstet ihre Gedanken und scheint ihren Kopf zu zersprengen. Ihr wird schwindelig. Sie kann kaum klar denken. Sie muss erbrechen. Ein beißender Krampf ringt sich die Speiseröhre hinauf. Vanita erbricht sich und spuckt in hohem Schwall Apfelkompott.

Plötzlich wieder Stille. Es ist nicht ihr Ende. Schon Morgen wird sie wieder mit Äpfeln am Leben gehalten.

Rypzylon, den 14. Januar 2013

Diese Geschichte basiert lose auf einen Gedanken, den ich beim Lesen des Textes „Komische Abneigungen von eigentlich netten Leuten“ von Patchwork von Literaturen hatte.

3 Antworten zu “Vanita’s peruanische Apfel-Exekution

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